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SCP Sicherheitszertifikat für Personaldienstleister

- Machbarkeit und Kosten, eine Bestandsaufnahme -

Schon das eine oder andere Mal haben wir über das seit einigen Jahren bekannte Arbeitsschutz-Managementsystem SCP (steht für Sicherheits Certifikat für Personaldienstleister) berichtet und eine vorsichtige Prognose zum Erfolg gewagt. Die Branchenmüdigkeit gegenüber QM-Systemen, verbunden mit den Enttäuschungen durch die VBG, sorgte für keinen überragenden Erfolg, sondern lies den Eindruck eines grossen Flops aufkommen.

Seit dem August 2003 hat sich allerdings im System für "normale" Unternehmen ein kleine Änderung ergeben, die sich auf die Personaldienstleister, die an SCC-zertifizierte Unternehmen überlassen, extrem auswirken. Wer seitdem Zeitarbeit für gewerbliche Tätigkeiten einsetzt, darf nur noch Personaldienstleister einsetzen, die ebenfalls ein anerkanntes Arbeitsschutzmanagementsystem haben.

Was war das eigentlich noch - SCC? Seit etlichen Jahren haben in mehreren europäischen Ländern die grossen Konzerne im Bereich Chemie, Energie, Öl und Kohle beschlossen, nur noch mit Werkvertragspartnern (früher - politisch nicht korrekt - als Subunternehmer bezeichnet) zu arbeiten, die über einen zertifizierten Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz verfügen und besonders in diesen Themen geprüftes Personal einsetzen. Ursache war ohne Zweifel das berechtigte Misstrauen in die Überwachungsbehörden, die kaum noch kleine und mittlere Unternehmen im Arbeitsschutz prüfen. So ist ein rein privatwirtschaftliches System entstanden, bei dem die Berufsgenossenschaften nur noch Zaungäste sind und die Gewerbeaufsicht keine Rolle mehr spielt. In Deutschland hat das SCC-Sektorkommitee die Verfahren etabliert und garantiert die Qualität der Ausbildung und Zertifikate durch die Zulassung von Zertifizierungsunternehmen. Da aufgrund des deutschen AÜGs die Rechtsbeziehungen zwischen Ver- und Entleiher nicht mit dem SCC kompatibel waren, wurde das SCP in gleichwertiger Anforderungshöhe entwickelt.

Zu Beginn des Jahres 2004 konfrontieren ein Reihe beträchtlicher Unternehmen und Konzerne ihre zum Teil langjährigen Personaldienstleister mit der kurzfristigen Forderung nach einem Zertifikat nach SCP. Es gäbe zwar auch die Möglichkeit, sich im Rahmen eines Audits durch den Entleiher überprüfen zu lassen, aber die Anforderungen bleiben gleich, lediglich die Zertifikatskosten würde man sparen - allerdings den zweifelhaften Preis zahlen zu dürfen, vor seinem Kunden einmal die Hosen runter lassen zu dürfen.

Was ist zu tun? In einem Handbuch müssen die Grundsätze des Unternehmens zu Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz dokumentiert werden, die Organisation beschrieben und die Massnahmen zum Arbeitsschutz in Form von Verfahrensanweisungen dargelegt sein. Das erinnert an den Leitfaden der VBG, ist in Wirklichkeit aber viel bescheidener. Wer eine SIFA und einen Betriebsarzt bestellt hat, regelmässig seine Arbeitsschutz - Ausschuss - Sitzung durchführt und ordentliche Personalakten mit Unterweisungen und G-Untersuchungen vorweisen kann, hat schon die erste Hälfte auf dem Weg zum SCP mit Links erledigt.

Aufwändig sind drei Kriterien: alle operativen Führungskräfte - dabei handelt sich es um Disponenten, Niederlassungsleiter und weitere Führungskräfte einschliesslich der Geschäftsleitung - die Entscheidungen mit direkter Relevanz für den Einsatz beim Kunden treffen, müssen über eine Ausbildung und Prüfung gemäss SCC 017 verfügen. Die Ausbildung zum Personalentscheidungsträger bis Ende 2002 wird als Ausbildung, allerdings nicht als Prüfung anerkannt, da die VBG keine Prüfungen gemäss SCC dort abnimmt. Die Ausbildung als Sicherheitsfachkraft dagegen wird akzeptiert. Der Aufwand beträgt 1 -2 Tage Ausbildung und eine einstündige schriftliche Prüfung (Multiple - Choice, 25 Fragen aus 10 Themengebieten), bei mehr als 70% richtiger Antworten gilt die Prüfung als bestanden; sie kann beliebig oft wiederholt werden. Es gibt aber jedes Mal einen anderen Fragebogen, der aus über 1000 Fragen per Zufall zusammen gestellt wird. Ausbilder und Prüfer müssen zugelassen sein und dürfen nicht identisch sein.

Darüber hinaus müssen alle operativ tätigen Mitarbeiter, die länger als 6 Monate beschäftigt sind, ebenfalls in Sachen Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Umwelt ausgebildet und geprüft werden. Die Ausbildung kann die bestellte SIFA durchführen und soll 2 Tage umfassen. Hier kann die SIFA auch die schriftliche Prüfung abnehmen, die nach einem ähnlichen Verfahren wie bei den Führungskräften läuft. Wer die Ausbildung und Prüfung in fremde Hände geben will, sollte darauf achten, dass die Organisation dafür zugelassen ist, und viel wichtiger, die Prüfung auch überall anerkannt wird, was in der Vergangenheit z.B. in den Niederlanden oft nicht gemacht wurde.

Alle bisher auf dem Markt tätigen Ausbildungs- und Prüfungsunternehmen bieten leider keine Spezialseminare für die Zeitarbeit an; so finden sich Disponenten gerne zwischen Bauleitern und Polieren wieder, die sich über Gerüste und Kräne unterhalten. Die Zeitarbeit bleibt hier ebenso wie bei den Ausbildungen der Zeitarbeiter auf der Strecke.

Letzte grosse Hürde ist die Ausstattung aller Mitarbeiter mit Sicherheitspässen, in denen neben den persönlichen Daten die absolvierten Ausbildungen, Qualifikationen, aber auch die ausgehändigte PSA und die G-Untersuchungen eingetragen werden. Der Sicherheitspass ist bei SCC-Entleihern mitzuführen und wird gerne am Werkstor kontrolliert.

Alles in Allem eine machbare Angelegenheit, dass zeigt zumindest auch die stetig wachsende Liste der zertifizierten Unternehmen im Internet unter www.scc-net.de .

Irritationen bestehen eher über die zu erwartenden Kosten durch Beratungsunternehmen und Zertifizierer. Es dauert noch an bis eine gewisse Markttransparenz und ein gesunder Wettbewerb auch beim SCP vorliegen. So haben zum Beispiel die AQ Ingenieurbüros für Arbeitsschutz und QM ein einfaches EDV-Handbuch entwickelt, dass durch die eigene SIFA komplettiert werden kann. Notwendige Schulungen für Führungskräfte werden preisgünstig und zeitarbeitsspezifisch durch branchenerfahrende Sicherheitsingenieure entweder im Unternehmen des Kunden oder an zentralen Orten samstags durchgeführt. Durch Zusammenschluss mehrerer Unternehmen können Kosten deutlich gesenkt werden.

Für die Zertifizierungen nach SCC und SCP haben wir mit der niederländischen KIWA - Zert ( www.KIWA-Zert.de ) einen europäischen und erfahren Partner gefunden, der die besonderen Belange der Branche kennt und ausschliesslich Auditoren einsetzt, die mindestens 2 Jahre als Sicherheitsingenieure in der Zeitarbeit tätig waren und eine Prüfung als Auditor abgelegt haben. So kostet eine Beauftragung über die AQ Ingenieurbüros für eine Zertifizierung eines Unternehmens mit einem Standort unabhängig von der Mitarbeiterzahl lediglich 2.250,-€ (komplett, ohne versteckte Gebühren).

Für weitere Fragen steht Ihnen der Verfasser gerne unter 05208 - 959477 oder bruno.siemer@t-online.de gerne zur Verfügung.

 

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